Ambulantes Potential

Ambulantisierungsdruck – Benchmarkwerte als strategische Entscheidungsunterstützung

Die Ambulantisierung im Krankenhaussektor hat in der nahe liegenden Vergangenheit wieder verstärkt Einzug in die Gesundheitspolitik gehalten. Bereits 1992 wurde mit dem Gesundheitsstrukturgesetz der Grundstein für das ambulante Operieren gelegt. Mit dem Koalitionsvertrag aus 2021 wurde wiederum ein klarer Kurs für die Zukunft gesetzt: „Um die Ambulantisierung bislang unnötig stationär erbrachter Leistungen zu fördern, setzen wir zügig für geeignete Leistungen eine sektorengleiche Vergütung durch sogenannte Hybrid-DRG um.“ Dieser politische Impuls schließt sich an das MDK Reformgesetz an, das zum 01. Januar 2020 in Kraft getreten ist und eine substantielle Erweiterung des AOP-Katalogs vorgesehen hat. Mit dem potentialorientierten Ansatz des IGES Gutachtens wurden 2022 u.a. knapp 2.500 neue Leistungen zur Aufnahme in den AOP-Katalog empfohlen, die mit dem neuen Vertrag nach §115b SGB V 2023 zum Teil übernommen wurden. Mit einem „Startkatalog“ soll Anfang 2024 nun auch die Hybrid-DRG Einzug halten.

Die Ambulantisierung im Krankenhaussektor hat in der nahe liegenden Vergangenheit wieder verstärkt Einzug in die Gesundheitspolitik gehalten. Bereits 1992 wurde mit dem Gesundheitsstrukturgesetz der Grundstein für das ambulante Operieren gelegt. Mit dem Koalitionsvertrag aus 2021 wurde wiederum ein klarer Kurs für die Zukunft gesetzt: „Um die Ambulantisierung bislang unnötig stationär erbrachter Leistungen zu fördern, setzen wir zügig für geeignete Leistungen eine sektorengleiche Vergütung durch sogenannte Hybrid-DRG um.“ Dieser politische Impuls schließt sich an das MDK Reformgesetz an, das zum 01. Januar 2020 in Kraft getreten ist und eine substantielle Erweiterung des AOP-Katalogs vorgesehen hat. Mit dem potentialorientierten Ansatz des IGES Gutachtens wurden 2022 u.a. knapp 2.500 neue Leistungen zur Aufnahme in den AOP-Katalog empfohlen, die mit dem neuen Vertrag nach §115b SGB V 2023 zum Teil übernommen wurden. Mit einem „Startkatalog“ soll Anfang 2024 nun auch die Hybrid-DRG Einzug halten.

Vor dem Hintergrund dieser fortschreitenden Ambulantisierung stehen Krankenhäuser vor der Herausforderung, das ambulante Potential im eigenen Leistungsportfolio zu identifizieren, die Auswirkungen zu analysieren und sich im ergebenden Marktgeschehen einzuordnen, um abschließend eine strategische (Neu-)Ausrichtung zu definieren.

Mit der Darstellung des ambulanten Potentials durch die Dedalus (Integration in den TIP HCe MCO Cube oder die Teilnahme am DRG-Benchmarking) steht eine differenzierte, stufenbasierte Risikoermittlung zur Verfügung. So lassen sich neben dem ambulanten Potential gemäß §115b SGB V zwei weitere Stufen darstellen. Das „interne“ ambulante Potential (Kontextfaktoren ergänzt um Diagnosen und Prozeduren mit stationärer Behandlungsnotwendigkeit) sowie das ambulante Potential gemäß IGES-Gutachten. Wie Abb. 2 zeigt, entschärft das „interne“ ambulante Potential den §115b SGB V, während das ambulante Potential gemäß IGES entsprechend seines potentialorientierten Ansatzes zu einer Maximierung des ambulanten Potentials führt.

Während sich auf diesem Weg eine sachgerechte hausinterne Risikoeinschätzung vornehmen lässt, bleibt das Marktgeschehen zunächst außen vor. In diesem Bereich spielt das Benchmarking-Projekt (mit einer Fallzahl von ca. 10% der nationalen Fälle) seine Stärke voll aus. Mit dem Benchmarking-Projekt lassen sich die oben aufgeführten Stufen des ambulanten Potentials zusätzlich für den Gesamtmarkt abbilden. Nur so wird es möglich, das hausinterne Risiko der fortschreitenden Ambulantisierung korrekt einzuordnen.

Wie im Beispiel aus Abb. 3 zu sehen, liegt das hausinterne ambulante Potential gemäß IGES im analysierten Leistungsbereich bei 30,6% für das erste Halbjahr 2023. Im vergleichbaren Fallspektrum aus ca. 10% der nationalen Fälle liegt dieses hingegen bei 43,2%. Zeitgleich lässt sich aus dem Zeitverlauf ein hausindividueller Anstieg des ambulanten Potentials in den Monaten Mai und Juni identifizieren (blaue Kurve).

Aus diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass im analysierten Leistungsbereich vor dem Hintergrund der forcierten Ambulantisierung mittelfristig von einer Reduzierung des bestehenden Marktpotentials auf unter 60% auszugehen ist. Dies führt bei einem unterdurchschnittlichen ambulanten Potential zunächst zu einem steigenden Marktanteil im zugehörigen Leistungsbereich. Betrachtet man zusätzlich den demografischen Wandel (als Gegenspieler der angestrebten Ambulantisierung), relativiert sich in einzelnen Leistungsbereichen und geografischen Regionen mittelfristig wiederum der Rückgang des Marktpotentials. In dem oben aufgeführten Beispiel ist folglich von einem steigenden Marktanteil bei leicht rückläufigen Fallzahlen auszugehen. Eine strategische Ausrichtung kann in diesem Fall in Abhängigkeit der Gesamtstrategie eine Stärkung des analysierten Leistungsbereichs in den Vordergrund rücken, um somit den Anstieg des Marktanteils weiter voranzutreiben.

Das in Abb. 4 aufgeführte Zahlenbeispiel verdeutlich den Informationsgewinn. Ohne die Berücksichtigung des demografischen Wandels würde eine Ambulantisierung gemäß IGES zu einer Fallzahlreduzierung auf 416 Fälle führen und den bestehenden Marktanteil von 60% auf 73% heben.
Das Benchmarking-Projekt liefert in diesem Beispiel (analog zur Analyse anderen Leistungskennzahlen) die wesentliche Information zum aktuellen allgemeinen Marktgeschehen. So würde eine strategische Ausrichtung bei einem weit überdurchschnittlich hohen ambulanten Potential und einer damit verbundenen Marktanteilsreduzierung im analysierten Leistungsbereich voraussichtlich zu einer abweichenden strategischen Ausrichtung führen. Benchmarkwerte sorgen folglich für mehr Transparenz und können als Entscheidungsunterstützung in strategischen Fragestellungen dienen. Im TIP HCe Produkt-Portfolio finden Sie entsprechende Lösungen zum ambulanten Potential in den Modulen MCO Cube, Marktanalytik, DRG-Benchmarking und Markt-Monitor.

Abb. 1: Hintergrund Ambulantes Operieren

Abb. 2: Ambulantes Potential – Varianten

Abb. 3: Ambulantes Potential IGES

Abb. 4: Zahlenbeispiel

Artikel vom 6. Mai 2024