Budgetverhandlungen erfolgreich meistern (TEIL 2)
Kalkulation unbewerteter Entgelte
Einleitende Überlegungen
Einen weiteren Teil der Vorbereitung für die Budgetverhandlungen stellt die Kalkulation der unbewerteten Entgelte dar. Da das InEK selbst explizit Hinweise für die Kalkulation unbewerteter Zusatzentgelte gibt, schauen wir uns hier einmal die Möglichkeiten für individuelle DRG-Entgelte an. Für die Kalkulation unbewerteter DRG empfiehlt sich eine Orientierung am Kalkulationshandbuch, da hier das grundlegende Berechnungsschema zur Ermittlung der Fallkosten einer DRG dargestellt wird (Abbildung 1).
Im InEK-Kalkulationsschema werden analog zur Vorgehensweise einer Kostenträgerrechnung die Schritte der Kostenermittlung dargestellt. Vereinfacht gesagt, sind neben der Ermittlung der fallbezogenen Einzelkosten ebenso die Gemeinkosten auf die Gesamtheit der Fälle umzurechnen. Das Ziel in der Dokumentation sollte möglichst ein Fallbezug sein, sodass vor allem Materialien für die einzelnen Patienten mit Fallnummerbezug dokumentiert werden. Denn das Fundament für die Budgetverhandlungen ist umso standfester, je plausibler die Berechnung ist. Je mehr Einzelkosten mit einem Fallbezug dokumentiert werden, umso nachvollziehbarer ist eine Kostenbetrachtung.
Für eine nachhaltige systematische Kostenermittlung ist die InEK-Matrix als Orientierung empfehlenswert. So können sukzessive die einzelnen Kostenkomponenten in der Prozessanalyse abgearbeitet werden. In der Zuordnung der einzelnen Bereiche eines Krankenhauses zu den Kostenkomponenten gibt das InEK ebenfalls Hinweise. Somit bildet eine eindeutige und allgemein anerkannte Systematik die Basis für die Kalkulation der Entgelte und sollte dementsprechend auch Bestand vor den Krankenkassenvertretern haben.
So kann unter Anwendung einer Kostenträgerrechnung (KTR) in TIP HCe nicht nur die InEK-Kalkulation und Abgabe an sich unterstützt werden, sondern eben auch die Kalkulation der unbewerteten Entgelte. Steht keine Möglichkeit einer KTR zur Verfügung, bilden die Leistungs-, Personal- und Finanzdaten aus den verschiedenen Cubes eine ebenso gute Basis für die Kalkulation. In einem ersten Schritt ist also zu überlegen, wie die Aufbereitung erfolgen soll. Ein denkbares Berechnungsschema wäre die InEK-Matrix (auch ohne KTR) und zum anderen eine strukturierte und schematische Aufstellung der entsprechenden Kosten. In jedem Fall ist es von Vorteil, den Behandlungsprozess bei Bedarf aufzeigen zu können und als Basis für die Ermittlung heranzuziehen. Hierbei sollte die Unterstützung der Experten aus den jeweiligen Fachdisziplinen eingefordert werden.
Ermittlung der Personalkosten
Ausgehend vom Prozess werden die Personalbindungszeiten aufgrund der tatsächlichen Leistungen differenziert nach den beteiligten Dienstarten ermittelt (Abbildung 2).
Datenbasis sind in erster Linie abrechnungsrelevante Informationen aus dem Personalsystem, die im besten Fall durch einen Personal-Cube zusammengeführt werden und somit eine nachhaltige und flexible Aufbereitung der Daten gewährleisten. So werden die aktuellen Personalkosten je Dienstart und gegebenenfalls je Berufsgruppe automatisch dargestellt und können auf die Personalbindung der einzelnen Dienstarten heruntergerechnet werden. Sind kein Cube der Personaleinsatzplanung (PEP) bzw. keine daraus resultierenden Personaleinsatzzeiten verfügbar, kann (wie hier im Beispiel) auf allgemeine Jahresarbeitszeiten zurückgegriffen werden. Eine weitere Differenzierung nach Berufsgruppen ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Personalkosten hier stärker differieren. Im Medizinisch-Technischen Dienst käme eine zusätzliche Unterscheidung nach Psychologe und Physiotherapeut der Transparenz zu Gute. Mit einem CrossDrillDown auf die relevante Dienstart ist eine einfache und schnelle Detailbetrachtung auf Berufsgruppenebene möglich.
Ergänzung der Sachaufwendungen
Zusätzlich zu den Personalkosten sind die Materialaufwendungen und angeforderten Leistungen entsprechend zu ermitteln. Durch den Fallbezug im Material-Cube (MAT) lassen sich hier soweit wie möglich fallbezogene Materialaufwendungen auswerten und für die Kalkulation berücksichtigen. Um die relevanten Fälle der unbewerteten DRG auch für die Materialbetrachtung zu erhalten, sind beide Cubes miteinander zu verknüpfen. Eine dauerhafte und flexible Verknüpfung ist unter anderem über die Interaktiv-Funktion realisierbar. Ausgehend von der reinen Fallzahlbetrachtung nach DRG kann per Interaktiv-Funktion die Artikelliste im MAT-Cube per Mausklick der entsprechenden Auswahl angepasst werden. Für eine bessere Übersichtlichkeit wird die Liste aus dem MAT-Cube direkt neben den Bericht aus dem MCO-Cube positioniert, sodass alle relevanten Informationen in einem Registerblatt zu finden sind. Die Positionierung legen wir im Dimensionsbrowser (Abbildung 3) direkt bei der Erstellung der Liste fest und geben im Ziel die gewählte Zelle (E5) an.
Für eine Verknüpfung muss als erstes eine beliebige Fallnummer für den Filter ausgewählt werden. Nachdem die Liste aus dem MAT-Cube erstellt wurde, müssen die beiden Auswertungen nun miteinander verknüpft werden. Hierfür ist auf die Fallnummer im Filter der MAT-Liste zu klicken, um dann über „Cubes verbinden“ die Quellzelle auswählen zu können (Abbildung 4 auf der folgenden Seite).
Abbildung 1: Kalkulationsschema Ermittlung Behandlungskosten
Abbildung 2: Ermittlung Personalkosten nach Bindungszeit
Abbildung 3: Erstellung mehrerer Auswertungen in einem Registerblatt
Abbildung 4: Cubes verbinden (MAT und MCO)
Abbildung 5: Verknüpfung von Cubes auf Basis gleicher Fallmenge
Abbildung 6: Materialkosten Medikament ohne Fallbezug (MAT-Cube)
Artikel vom 24. April 2018